Estavayer-le-Lac
Wappen | |
---|---|
Basisdaten | |
Kanton: | Freiburg |
Bezirk : | Broye |
BFS-Nr. : | 2015 |
PLZ : | 1470 |
Koordinaten : | 46° 51' n. Br. 6° 51' ö. L. |
Höhe : | 448 m ü. M. |
Fläche: | 6.41 km² |
Einwohner : | 4650 (1. Januar 2004) |
Website : | www.estavayer-le-lac.ch |
Karte | |
Inhaltsverzeichnis |
Geographie
Estavayer-le-Lac liegt auf 448 m ü. M. in einer Exklave des Kantons Freiburg, 25 km westlich der Kantonshauptstadt Freiburg (Luftlinie). Das Städtchen erstreckt sich leicht erhöht über dem Südufer des Neuenburgersees und auf dem anschliessenden Plateau des breiten Höhenrückens, welcher den Neuenburgersee von der Broyeebene trennt, im nordwestlichen Freiburger Mittelland .
Die Fläche des 6.4 km² grossen Gemeindegebiets umfasst einen Abschnitt am Südufer des Neuenburgersees (rund 3.5 km Seeuferlänge). Im Bereich von Estavayer-le-Lac besitzt der See einen flachen bis zu 500 m breiten Uferrandstreifen. Besonders im nordöstlichen Abschnitt ist dieser von einem Schilf- und Sumpfwaldgürtel bestanden, in dem sich der Weiher Grande Gouille befindet. Diese Zonen gehören zum Naturschutzgebiet der Grande Cariçaie .
Daran schliesst sich im Süden eine 10 bis 40 m hohe Steilstufe an, die bei La Corbière von Sandsteinfelsen durchzogen ist. Oberhalb des Steilhanges geht das Gelände in eine weite Hochfläche über, die nur sehr geringe Reliefunterschiede aufweist. Die höchsten Erhebungen von Estavayer-le-Lac werden mit 488 m ü. M. beim Gehöft Toutvent und auf der Flur Les Esserpis an der östlichen Gemeindegrenze erreicht. Von der Gemeindefläche entfielen 1997 31 % auf Siedlungen, 6 % auf Wald und Gehölze, 59 % auf Landwirtschaft und etwas mehr als 4 % war unproduktives Land (Schilfgürtel).
Zu Estavayer-le-Lac gehören der Weiler La Corbière (465 m ü. M.) nordöstlich der Stadt oberhalb der Steilstufe und dem Wasserfall Saut de la Pucelle sowie verschiedene Einzelhöfe. Nachbargemeinden von Estavayer-le-Lac sind Vernay, Sévaz, Les Montets, Lully (FR) und Font.
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung | |
---|---|
Jahr | Einwohner |
1850 | 1323 |
1900 | 1636 |
1910 | 1958 |
1930 | 2021 |
1950 | 2452 |
1960 | 2583 |
1970 | 3439 |
1980 | 3662 |
1990 | 3808 |
2000 | 4437 |
Mit 4650 Einwohnern (2004) gehört Estavayer-le-Lac zu den mittelgrossen Gemeinden des Kantons Freiburg. Von den Bewohnern sind 81.2 % französischsprachig, 5.8 % deutschsprachig und 3.7 % sprechen Albanisch (Stand 2000). Die Bevölkerungszahl von Estavayer-le-Lac ist seit 1900 langsam aber kontinuierlich angestiegen. Bedeutende Bevölkerungszuwachsraten wurden zu Beginn des Jahrhunderts, während der 1970er Jahren und seit 1990 verzeichnet. Das Siedlungsgebiet von Estavayer-le-Lac ist heute nahezu lückenlos mit demjenigen der Nachbargemeinde Lully (FR) zusammengewachsen.
Wirtschaft
Estavayer-le-Lac war stets ein agrarisch geprägtes Städtchen. Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse des fruchtbaren Umlandes wurden hier verarbeitet und in den Handel gebracht. Auch die Fischerei im Neuenburgersee spielte eine wichtige Rolle. Die Industrialisierung des Städtchens begann 1777 mit der Gründung einer Zweigstelle der Indiennemanufaktur von Cortaillod. Seit etwa 1900 prägten Fabriken der Nahrungsmittelindustrie die Wirtschaft.
Heute bietet Estavayer-le-Lac rund 2700 Arbeitsplätze an. Mit 1 % der Erwerbstätigen, die noch im primären Sektor beschäftigt sind, hat die Landwirtschaft nur noch einen marginalen Stellenwert in der Erwerbsstruktur der Bevölkerung. Etwa 42 % der Erwerbstätigen sind im industriellen Sektor tätig, während der Dienstleistungssektor 57 % der Arbeitskräfte auf sich vereinigt (Stand 2001).
Auf den fruchtbaren Böden in der Umgebung von Estavayer-le-Lac wird überwiegend Ackerbau und Gemüseanbau betrieben. Daneben sind auch der Obstbau und die Milchwirtschaft von Bedeutung.
Die Industrie- und Gewerbegebiete von Estavayer-le-Lac befinden sich am Südrand der Altstadt und in Bahnhofnähe. Wichtige Unternehmen sind heute in den Bereichen Nahrungs- und Genussmittelverarbeitung (Konservenfabrik, Tabakfabrik), Holz- und Metallverarbeitung, im Baugewerbe und in der Elektrizität tätig. Daneben gibt es zahlreiche weitere kleinere und mittlere Betriebe, unter anderem in der Informationstechnologie, der Feinmechanik und der Textilindustrie.
Im tertiären Sektor vereinigen die Verwaltung, das Bildungs- und Gesundheitswesen und die Tourismus- und Gastronomiebranche zahlreiche Arbeitsplätze auf sich. Estavayer-le-Lac ist Standort des Bezirksspitals, das im Jahr 1999 mit dem Bezirksspital von Payerne zum Hôpital intercantonal de la Broye zusammengelegt wurde.
Bildung
Die Stadt verfügt über sämtliche Infrastruktur der obligatorischen Schulstufen. Schülerinnen und Schüler der Oberstufe besuchen das im Sommer 2005 eröffnete kantonsübergreifende Gymnasium in Payerne (Gymnase intercantonal de la Broye). Ferner gibt es mehrere Privatschulen.
Tourismus
Als Touristenattraktionen von Estavayer-le-Lac gelten die weitgehend intakte mittelalterliche Altstadt mit dem Schloss Chenaux, das lokalhistorische Museum, das Fröschemuseum (Musée des grenouilles), die Kunstgalerie und der Hafen am Neuenburgersee. Neben verschiedenen Hotels verfügt Estavayer-le-Lac auch über einen Campingplatz.
Verkehr
Die Gemeinde ist verkehrsmässig gut erschlossen. Sie liegt an der Hauptstrasse von Yverdon-les-Bains nach Payerne, von der hier die Strasse nach Avenches abzweigt. Die Altstadt ist seit einiger Zeit durch eine lokale Ortsumfahrung vom Transitverkehr entlastet. Der nächste Anschluss an die im Jahr 2001 eröffnete Autobahn A1 (Bern-Lausanne) befindet sich rund 2 km vom Stadtkern entfernt.
Die Anbindung an das schweizerische Eisenbahnnetz erfolgte am 1. Februar 1877 als die Linie zwischen Payerne und Yverdon-les-Bains den Betrieb aufnahm. Für die Feinverteilung im öffentlichen Verkehr sorgen die Buslinien der Transports publics Fribourgeois, die von Estavayer-le-Lac nach Freiburg, nach Châbles und nach Rueyres-les-Prés sowie in einem Rundkurs bis Vuissens im südlichen Hinterland der Stadt verkehren.
Ferner ist Estavayer-le-Lac durch das Schiffsverkehrsnetz auf dem Neuenburgersee mit den anderen Seeanstössergemeinden verbunden.
Geschichte
Die Gegend um Estavayer war schon im 4. und 3. Jahrtausend vor Christus besiedelt, wie Reste von neolithischen Seeufersiedlungen zeigen. Auch aus der Bronzezeit sind Überreste von Pfahlbausiedlungen ausgegraben worden, die in der Zeit vom 11. bis zum 9. Jahrhundert vor Christus bewohnt waren. Dabei kamen bedeutende Funde (Schmuckstücke, Messer, Handwerksgeräte) zum Vorschein. Während die frühen Siedlungen sich auf das Seeufer konzentrierten, befand sich vermutlich eine eisenzeitliche Siedlung von 800 bis 450 vor Christus auf der Anhöhe an der Stelle der heutigen Altstadt. Eines der bedeutendsten Fundstücke der Gegend ist ein Dolch aus Eisen, der wahrscheinlich zwischen 650 und 550 vor Christus geschmiedet wurde und als Opfergabe diente.
Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes erfolgte 1156 unter dem Namen Stavaiel. Später erschienen die Bezeichnungen Estavaiel (ab dem 12. Jahrhundert ), Stavail ( 1177 ), Estavaie ( 1220 ), Estavaier ( 1228 ), Estavayacum ( 1265 ) sowie Estavaiez und Estavayel im 13. Jahrhundert . Auch die deutschen Versionen Steviols ( 1231 ), Staviolo ( 1239 ) und Stäffies ( 1578 ) sind überliefert. Der Ortsname geht auf den germanischen Personennamen Stavius zurück.
Über die Ursprünge und das Gründungsdatum von Estavayer-le-Lac ist nur sehr wenig bekannt. Dass die Stadt bereits im Jahr 512 nach Christus von einem germanischen Anführer namens Stavius gegründet worden sein soll, konnte geschichtlich bis anhin nicht belegt werden und ist wohl eher einer Legende zuzuschreiben.
Es wird vermutet, dass Estavayer durch den Bischof von Lausanne im 12. Jahrhundert gegründet wurde. Die frühe Geschichte von Estavayer ist stark mit derjenigen der Adelsfamilie von Stäffis (französisch: d'Estavayer) verbunden. Dieses Adelsgeschlecht beherrschte die Region von Estavayer und teilte sich gegen Mitte des 12. Jahrhunderts in zwei, später gar in drei Linien auf. Alle drei Zweige behielten ihren Sitz in Estavayer, und so kam es, dass das Städtchen im Mittelalter drei verschiedene Schlösser besass. Das ursprüngliche Schloss war Motte-Châtel im Westen der Altstadt (existiert heute nicht mehr), ein zweites befand sich im Südosten (man nimmt an, dass die Tour de Savoie zum ehemaligen Schloss gehörte) und das dritte und jüngste Schloss ist das heutige Château des Chenaux. Die Herrschaft Estavayer war aber territorial nicht strikt in drei Teilgebiete aufgesplittert, sondern es bestand meist eine gemeinsame Verwaltung durch die drei Mitherren.
Ab 1245 gehörte das Städtchen zum Herzogtum Savoyen . Es war Residenzort eines von den Savoyern eingesetzten Kastlans. Den Bürgern von Estavayer-le-Lac wurden 1350 gewisse Freiheiten zugesprochen. Am 27. Oktober 1475 , während der Burgunderkriege , wurde das Städtchen von den Eidgenossen erobert. In der Folge wurde ab 1488 im Schloss Chenaux ein freiburgischer Kastlan eingesetzt.
Im Rahmen der Eroberung des Waadtlandes besetzte Freiburg 1536 das Schloss Savoie und annektierte dessen Teilgebiet. Gleichzeitig wurde die ehemalige Herrschaft Estavayer in eine freiburgische Landvogtei umgewandelt. Als Vogteisitz diente fortan das Schloss Chenaux. Nachdem 1632 die dritte Linie der Herren von Estavayer ausgestorben war, kam das gesamte frühere Herrschaftsgebiet 1635 in freiburgischen Besitz. Die Landvogtei Estavayer umfasste jetzt sämtliche Dörfer östlich der Stadt, die heute zum Broyebezirk gehören und reichte im Süden über die Ortschaften der heutigen Gemeinde Les Montets bis nach Nuvilly. Als Exklave gehörten auch Delley , Portalban und Vallon zur Vogtei.
Durch schwere Pestepidemien wurde die Stadtbevölkerung um 1600 stark dezimiert. Nach dem Zusammenbruch des Ancien régime ( 1798 ) war Estavayer-le-Lac während der Helvetik und der darauffolgenden Zeit Hauptort des Bezirks Estavayer, bevor es 1848 in den Bezirk Broye eingegliedert wurde. Die Stadt blieb als einziges grösseres Zentrum weiterhin Hauptort des Broyebezirks.
Sehenswürdigkeiten
Estavayer-le-Lac besitzt eine malerische mittelalterliche Altstadt mit einem Ortsbild von nationaler Bedeutung. Der unregelmässige Stadtgrundriss bedeckt eine Fläche von rund 300 m × 200 m. Die Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert ist noch zum grossen Teil erhalten. Sie wird durch verschiedene Türme verstärkt und weist vier Tore auf, nämlich im Uhrzeigersinn beginnend beim Château Chenaux die Porte du Camus, das Tor beim Dominikanerkloster, die Porte de la Thiolleyres und die Porte de la Rochette.
Herausragendes Bauwerk der Stadt ist das Schloss Chenaux über dem Steilhang am Nordostrand der Altstadt. Es wurde im 13. Jahrhundert unter der savoyischen Herrschaft errichtet. Typisch für das savoyische Schloss sind die viereckige Anlage und der mächtige, 33.5 m hohe und mit drei Meter dicken Mauern ausgestattete runde Bergfried, der den Eingang sicherte. In späteren Etappen, teilweise noch in savoyischer Zeit, wurde das Schloss mehrfach umgestaltet und ausgebaut. So kam beispielsweise um 1450 der Torzwinger mit dem befestigten Durchgang hinzu. Die zwei runden Ecktürme mit Pechnasenkranz wurden 1504 fertiggestellt.
Inmitten der Altstadt steht die Kollegiatskirche Saint-Laurent, die in der Zeit zwischen 1379 und 1525 an der Stelle eines älteren Gotteshauses im Stil der Gotik erbaut wurde. Die dreischiffige Kirche mit Rechteckchor ist in ihrem ursprünglichen Bauzustand erhalten, der Glockenturm wird durch Echauguetten gekrönt. Zur reichen Innenausstattung gehören unter anderem ein Hochaltar von 1638 - 40 und das reich geschnitzte Chorgestühl von 1522 - 24 .
Das Dominikanerinnenkloster am Südrand der Altstadt wurde 1316 gegründet und im 18. Jahrhundert umfassend restauriert, teilweise neu gebaut. Der dreischiffige Bau der Dominikanerinnenkirche stammt von 1697 . Als weitere Kirchenbauten sind die gotische Chapelle de Rivaz ( 1449 erbaut und 1539 umgestaltet) sowie die neugotische Chapelle de l'Institut du Sacré Cœur ( 1904 - 05 ) zu nennen.
Die historische Altstadt hat ihr mittelalterliches Gepräge mit engen Gässchen, teilweise schiefen Häusern, Arkadengängen und schönen Plätzen bewahrt. Die Bausubstanz stammt zum grossen Teil aus dem 17. Jahrhundert . Besonders erwähnenswert sind das Hôtel du Cerf aus dem 16. Jahrhundert ; die Maison de la Dîme (Zehntenhaus), die im 15. Jahrhundert erbaut wurde und heute das lokalhistorische Museum mit bedeutenden frühgeschichtlichen Funden und Burgunderwaffen beherbergt; sowie das für den Pannerherrn von Estavayer im Jahr 1775 erbaute Haus am Kirchplatz.
Weblinks
- Offizielle Website der Stadt Estavayer-le-Lac (französisch)
- Artikel Estavayer-le-Lac im Historischen Lexikon der Schweiz
- Luftaufnahmen von Estavayer-le-Lac
- Das Fröschemuseum in Estavayer-le-Lac
- Das Naturschutzgebiet der Grande Cariçaie
- Karte von Estavayer-le-Lac
- Estavenir Technologiepark der Zukunft in Estavayer-le-Lac
Bussy | Châbles | Châtillon | Cheiry | Cheyres | Cugy | Delley-Portalban | Domdidier | Dompierre | Estavayer-le-Lac | Fétigny | Font | Gletterens | Léchelles | Les Montets | Lully | Ménières | Montagny | Morens | Murist | Nuvilly | Prévondavaux | Rueyres-les-Prés | Russy | Saint-Aubin | Sévaz | Surpierre | Vallon | Vernay | Villeneuve | Vuissens
Kanton Freiburg | Bezirke des Kantons Freiburg | Gemeinden des Kantons Freiburg
Koordinaten:
46° 51' N, 6° 51' O
Kategorien : Ort in der Schweiz | Ort im Kanton Freiburg | Schweizer Gemeinde
Informationen aus der Umgebung
Weitere Artikel aus der Umgebung
- Neuenburgersee
- Chevroux VD
- Concise
- Grandcour
- Missy VD
- Mutrux
- Payerne
- Provence VD
- Rovray
- Sassel
- Treytorrens (Payerne)
- Yvonand
- Cheyres
- Cugy FR
- Les Montets
- Lully FR
- Montbrelloz
- Morens FR
- Murist
- Nuvilly
- Seiry
- Vallon FR
- Vernay FR
- Font FR
- Forel FR
- Gletterens
- Bussy FR
- Bollion
- Autavaux
- Bevaix
- Fresens
- Gorgier
- Montalchez
- Saint-Aubin-Sauges
- Vaumarcus
- Chavannes-le-Chêne
- Corcelles-près-Concise
- Corcelles-près-Payerne
- Châbles
- Châtillon FR
- Ménières
- Rueyres-les-Prés
- Sévaz
- Fétigny FR
Wikipedia
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Estavayer-le-Lac aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation . In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren des Artikels Estavayer-le-Lac verfügbar.